Fahrradtransport mit der Bahn, mit dem Bus … oder mit Phantasie – Folge 1: Deutschland

Fahrradtransport in Deutschland

Radreisen liegen im Trend. Aber ganz so einfach ist diese Art des Reisens nicht immer – vor allem, wenn es um den Fahrradtransport in öffentlichen Verkehrsmitteln geht. Weil es hier je nach landeseigenen Regelungen Unterschiedliches zu beachten gibt, geben wir euch in den nächsten Wochen einen Überblick. Wir starten bei uns in Deutschland – und arbeiten uns in den kommenden Beiträgen quer durch Europa.

Radreisen will gelernt sein

In Sachen Reisen mit Rad habe ich gefühlt schon alles mitgemacht: Die Tour von Thessaloniki nach Bonn zum Beispiel, bei der ich an jeder Grenze aus der Bahn aussteigen musste, um mein Fahrrad über den Zoll zu bringen.

Oder den Erfolg beim Trampen nach Lyon (4 Leute, 4 Räder, unverbesserlicher Optimismus). Die zwei Menschen im Café antworteten nur, ja, sie führen nach Lyon und nein, es sei kein Problem, sie würden uns gerne mitnehmen. Wir sollten doch nur auch noch etwas trinken, so viel Zeit müsse sein. Um uns anschließend mit auf ihr Boot zu nehmen, mit dem wir dann eine Rhonetour anstelle der Qual auf der damals nicht zu umfahrenden Hauptverkehrsstraße hatten.

Reisen mit Rad ist immer abenteuerlich.

Ich bin fernradfahrverrückt, stehe aber seit 40 Jahren immer wieder vor der Frage, wie ich das Fahrrad zum Startpunkt meiner Radtour transportiert bekomme – oder vom Zielpunkt nach Hause. Leider war sehr oft die einzig praktikable Möglichkeit, das gute Stück in den Flieger zu laden und umweltunverträglich mitzunehmen. Schade, dass die Fluglinien offensichtlich in großem Maß flexibler sind als Bus und Bahn.

Die Probleme sind irgendwie nicht weniger geworden, trotz mehr Recherchemöglichkeiten im Internet und der vermeintlich größeren Offenheit heute gegenüber Fahrradreisenden. Und dank meines Umsteigens aufs Tandem für entlegenere Radreisen haben sich etliche Transportmöglichkeiten verschlossen, die für Standardräder funktionieren würden.

Besondere Fahrräder, besondere Probleme

Ist eigentlich logisch: Die Hinweise der Reiseanbieter gelten oft standardmäßig für unmotorisierte, zweirädrige Fahrräder für eine Person. Sobald ein Anhänger dazu kommt, Motor und Akku, ein drittes Rad oder – wie beim Tandem – eine besondere Länge, informiert man sich besser weit im Voraus und bucht gefundenen Raum frühzeitig. Online kommt man bei der Suche oft nicht weiter. Es braucht dann Hotlines – oft in der jeweiligen Landessprache – oder Mailverkehr, für den man zusätzlich Zeit einplanen sollte. Leider handelt es sich bei den genannten Rädern gerade um die Gefährte, die auch mit den wachsenden Verleihoptionen nicht zu ersetzen sind.

Bei den Recherchen zu diesem Artikel stieß ich zunehmend auf Anbieter, die den Versand von Fahrrädern im Programm haben. Mir scheint, es lohnt, Speditionen als Möglichkeit mit im Kopf zu haben.

Ich empfehle, sich mal über regionale Spezialisten zu informieren: So bietet etwa fahrrad-transport.com aus Österreich Speditionstransporte für Räder zwischen Österreich und seinen Nachbarländern an. Vielleicht funktioniert dort wirklich etwas für Oversized-Räder, wo die normale Bahnspedition ihre Grenzen hat.

Ich habe in den letzten Urlauben letztendlich mehrfach auf eine Kombi aus Privatauto plus lokaler Bahn gesetzt (Zu diesem Setting gehört dann unser Dachgepäckträger fürs Tandem: bikefolks.de/fahrradtraeger-fuer-spezielles/.) Mit dem Auto bin ich an einen gut erreichbaren Punkt gefahren, dort startete dann die Radtour. Dann bleibt nur zu überlegen, wie man sein Auto sicher für die Reisezeit abstellen kann, da Langzeitparken im öffentlichen Raum schon mal mit Abschleppen und happigen Rechnungen endet. Der Vorteil am Reisen mit Pkw: Autos sind Standard – dafür lassen sich relativ einfach Lösungen online recherchieren.

 

Fahrradtransport auf Schiffen und Fähren

Zuletzt stand ich vor zwei Jahren vor dem Problem, unser Tandem von der französisch-spanischen Grenze zurück nach Hause bringen zu wollen. Im Zuge der Recherchen stellte sich heraus, dass es zweimal wöchentlich eine Fähre von Bilbao nach Portsmouth gibt. Von da aus kommt man per Schiff nach Le Havre. Letztendlich haben wir damals die Route anders gelegt. Es lohnt sich aber, im Web auf den Karten nach den feinen blauen Linien zu suchen und zu überlegen, ob sich diese in die Reisen integrieren lassen. Bei meinen Tourenplanungen in Skandinavien waren Verbindungen übers Wasser immer wieder essentiell. Allerdings: je kleinräumiger das Ziel wird – bspw. in Norwegen – umso eher muss man sich beim Suchen am Ende doch auf die Landessprache einlassen.

Das Gute an Schiffen: ich habe es noch nicht erlebt, dass ein Spezialrad eine Beschränkung bedeuten würde, egal ob E-Bike, Anhänger, Tandem oder Dreirad – meistens kann alles irgendwie untergebracht werden. Eine Garantie gibt’s dafür aber natürlich nicht.

Viele Ergebnisse – zumindest für überregionale Anbieter – findet man unter directferries.de oder auch über rome2rio.com. Hier erhält man auch Ideen für viele weitere Transfermöglichkeiten.

Fahrradtransport Fähre

Fahrradtransport und Fahrradmitnahme in Deutschland

Wenn es nicht hilft, auf bahn.de Start und Ziel einzugeben und auf „Fahrradmitnahme“ zu klicken, kann man sich für die Radmitnahme in Deutschland auf  einer Serviceseite des ADFC und der entsprechenden Serviceseite der Bahn  mit vielen öffentlichen Möglichkeiten und Hindernissen vertraut machen.

Auf der Bahnseite gibt es auch die Möglichkeit zu europaweiten Buchungen mit dem Fahrrad, sogar mit kostengünstigem Fahrradticket. Erfahrungsgemäß taugt das aber nur für Standardräder.

Die Grundprobleme innerhalb Deutschlands sind, dass im langsamen Bahnverkehr zwar die Fahrradmitnahme möglich ist. In Saisonzeiten scheitert sie jedoch auch im Regionalexpress manchmal am mangelnden Platz. Auf den Fernstrecken kann/muss man Plätze buchen, aber auch da: attraktive Termine sind meist lange im Voraus vergeben.

Von mir noch nie benutzt, aber von den Strecken her attraktiv, sind die Nachtzugangebote der ÖBB. Problem in Corona-Zeiten: derzeit ist das Streckenangebot, wann, wo und wie Fahrräder mitgenommen werden können, nicht zu finden. Vermutlich  – oder hoffentlich – gibt es aber im zukünftigen Fahrplan wieder umfangreiche Möglichkeiten. Der Markt ist jedenfalls da.

Eine gute Zusammenstellung von Anreisemöglichkeiten mit Fernbussen gibt es mit Stand 2018 im Online-Auftritt des Radtouren-Magazins.

Es gibt lokal – vor allem in touristisch geprägten Regionen – zahlreiche weitere Möglichkeiten. Diese zu sammeln würde jedoch den Rahmen hier sprengen. Oft bietet die Bahn besondere Angebote – wie in Bayern auf manchen Strecken kostenlose Fahrradmitnahme. Manchmal sind es einfach die Regionen, die im Sommer die Linienbusse mit Fahrradanhängern ausstatten, wie in der Region Oberelbe. Wenn man ein begrenztes Gebiet im touristischen Auge hat, lohnt es, bei den entsprechenden Verkehrsbetrieben nach solchen Angeboten zu recherchieren.

 

„Mach langsam, dann hast Du mehr vom Pass!“

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2 Comments

  • Als Alternative für den Radtransport und wenn es nicht anders geht, Mietwagen als Ein-Weg-Miete. OK, meistens nur in größere Städte aber immerhin auch Europaweit, und dann mit dem Rad zurück. Und bei der Bahn steigert die Fexibilität die Chance auf leere Züge, also eher unter der Woche und nach der Rushhour. Ich selbst bin von MG nach Verdun (FR) nur mit Regionalzügen gefahren, Montags ab acht Uhr, alle Züge leer und kein Problem das diecke Faltboot zu transportieren.

    • Der Nahverkehr der Bahn zu Nicht-Stoßzeiten ist sicher oft eine gute Idee (das Tandem in Frankreich ging jedoch leider nicht).
      Der One-Way-Mietwagen wird jedoch teuer, wenn man über das Standardformat der Verleihautos kommt: Dann muss man entweder die Rückführung des Wagens an den Ursprungsort bezahlen oder ihn selbst zurückbringen.

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