Radreisen gegen den Instagram-Wahnsinn

Varanger, Radreise Norwegen

Geschrieben von Doris

Man kann seinen Urlaub damit verbringen, die touristischen Highlights einer Region zu besuchen – und sieht dann garantiert großartige Bauwerke, schöne Aussichten und bekommt natürlich auch gut vorbereitete Infrastruktur. Dafür steht man aber oft am Ende einer langen Schlange und bekommt nie das Gefühl, wirklich in ein Land einzutauchen.

Es gibt natürlich die Möglichkeit, auf Instagram unter #ruecremieuxparis, #kirschblütebonn, #barceloneta – oder vielen anderen Hashtags – die Plätze zu recherchieren, wo „man“ unbedingt gewesen sein „muss“. Manchmal findet man dann an diesen Orten sogar die Hinweise, wie man „sein persönliches“ Bild dieses Spots am besten in Szene setzt. Aber zunehmend trifft man dort Einheimische, die am liebsten die Sperrung genau dieses Platzes für die Öffentlichkeit durchsetzen möchten – was nur dem Massenandrang geschuldet ist. Und natürlich auf die Konkurrenten um genau dieses Bild, die nur kurz für dieses Foto an genau diesen Ort kommen – man muss ja flink zurück ins Auto und auf zum nächsten Spot.

Der Weg ist das Ziel!

Die Alternative dürfte jedem, der mit dem Fahrrad unterwegs ist, leichtfallen: Man macht den Weg zum Ziel, hält an schönen Plätzen spontan an, macht hier und dort eine Pause – und daraus ein Motiv fürs persönliche Album. Dabei stellt man immer wieder fest, dass es viel schöner ist, die Wege abseits der Touristenrouten zu suchen. Originelle Motive zu finden. Und sie vielleicht gar nicht ins Netz zu stellen, sondern nur den Freunden zu zeigen.

Nordpoll, Radreise Norwegen

So komme ich dazu zu sagen: Hier war mein persönliches #Nordkap. Bitte suche dir zu diesem Hashtag selbst eines der Fotos aus! Am Originalpunkt war ich nicht, bin aber mit meinem Mann in vier Etappen mit dem Tandem entlang der norwegischen Atlantikküste bis zur russischen Grenze gefahren.

Die zweitbesten Plätze haben Erlebnispotenzial

Unsere eigene Erfahrung für diese These ist eben die Nordkapidee. Wir haben uns auf unserer Tour bewusst gegen die Fahrt dorthin entschieden – die Tagesreise mit Autobegleitung und fiesen Tunnels hat uns nicht sonderlich gelockt. Dafür aber haben wir mit dem Rad die östlicheren Halbinseln, Mehamn und Varanger bereist. Bei unseren Übernachtungen waren wir zu Gast bei Samen, die uns viel von ihrer Lebensweise erzählt haben. Wir teilten einen Abend ein gemeinsames Wohnzimmer mit Norwegern, die im Landwirtschaftsministerium arbeiten, und uns etwas über nördliche Weidewirtschaft und traditionelle Lebensformen berichten konnten. Wir haben viel Zeit in einem Leuchtturmkaffee verbracht und einen grandiosen Blick auf viel Wetter gehabt (Slettnes Fyr ist der nördlichste Festlandsleuchtturm Europas, immerhin auch ein Rekord …). Und hatten am Ende dieser Reise das Gefühl wirklich in der Landschaft angekommen zu sein und viele Facetten kennengelernt zu haben.

Mein Fazit: Lass die touristischen Hotspots außen vor und suche deine eigenen Wege. Denn die führen oft genug in authentischere Ecken und zu offeneren Begegnungen.

„Mach langsam, dann hast Du mehr vom Pass!“

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